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Reise nach Teneriffa vom 24. 02. bis 17. 03. 2014 ___________________________________________
Die Reiseberichte wurden an Verwandte und Freunde in Aachen, Leverkusen, Freiburg, Köln, Monheim am Rhein, München, Berlin, Herzogenrath und Boston/USA geschickt.
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Inhalt
1. Tag - Eine außergewöhnliche Anreise mit Überraschungen
2. Tag - Wanderung an der Steilküste von Puerto de la Cruz zum Mirador San
Pedro
3. Tag - Wanderung zu einsamen Sandstränden bis zum Café Vista Paraíso
4. Tag - Konzert mit amerikanischer Filmmusik im Auditorio de Tenerife in Santa
Cruz
8. Tag - Dramatik in der Masca-Schlucht
11. Tag - Bergwanderung von El Portillo (2055 m) nach La Fortaleza (2159 m)
13. Tag - Karneval auf Teneriffa
14. Tag - Wanderung von der Hafenstadt Garachico hinauf nach San Juan del Reparo
15. Tag - Almuts Geburtstag - Wanderung vom Mirador San Pedro nach San Juan de la Rambla
16. Tag - Bergwanderung in den Canadas von El Portillo zur Montana de las
Negras
17. Tag - Altes und Neues in Puerto de la Cruz
17. und 18. Tag - Gegensatz von Natur und Kultur: Barranco de Ruíz, Kulturstadt La Laguna
19. Tag - Ein großer Tag für die Sinne: Schmecken, Riechen, Hören und Sehen
21. Tag - Noch einmal in die Sonne, in die Canadas mit dem allgegenwärtigen Teide
Übersichtskarte von Teneriffa
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1. Tag, 24. 02. 2014 - Eine außergewöhnliche Anreise mit Überraschungen
Diese Mail schreibe ich euch heute Nacht am 24. 02. 2014 um 2.45 Uhr. Ich sitze allein hier in der großen Abflughalle B des Düsseldorfer Flughafens. Um mich herum in Abständen von 50 Metern liegen einige wenige Gestalten schlafend auf den Sitzplätzen, „Strandgut“ wie ich um diese außergewöhnliche Zeit. Alle Flugbüros und Cafés, Restaurants und Geschäfte sind geschlossen, die Toilettenanlagen geöffnet. Alle Anzeigetafeln für die Flüge am kommenden Tag sind ausgeschaltet. Die große Abflughalle liegt im Halbdunkel. Das einzige monotone Geräusch in der großen geschwungenen Halle ist die Klimaanlage an der hohen Decke.
Meine Reise nach Teneriffa startete gestern spät abends um 23:10 Uhr. Das Taxi brachte mich innerhalb von 10 Minuten über den Aachener Ring, Boxgraben zum Hauptbahnhof Aachen. Im Bahnhof gibt es keine Wartehalle, also habe ich mich etwa 10 Minuten bei McDonalds aufgehalten, wo aber schon geputzt wurde. Glücklicherweise wartete auf Bahnsteig 9 um 23:30 Uhr schon der ICE 949, der hier in Aachen eingesetzt wird und nur sonntags um 23:49 Uhr nach Berlin startet, wo er fahrplanmäßig um 6:55 Uhr in der Frühe sein Ziel erreicht. Aber es sollte ja nur eine Fahrt bis Düsseldorf Hbf. werden. Der Zug fuhr pünktlich um 23.49 Uhr ab und erreichte über Düren Köln Hbf. um 0:25 Uhr. In Köln-Stammheim blieb der Zug auf freier Strecke plötzlich stehen. Der Durchsage nach zu urteilen gab es Probleme mit dem Signal des Streckenabschnitts, an dessen Lösung gearbeitet wurde. Nach 15 Minuten Wartezeit setzte sich der ICE dann wieder in Bewegung, allerdings mit extrem langsamer Geschwindigkeit von etwa 30 km/h bis Leverkusen. Danach ging es dann endlich in üblichem ICE-Tempo bis Düsseldorf, wo ich mit 25 Minuten Verspätung eintraf. Es war gerade noch Zeit, den Bahnsteig zu wechseln. Um 1:37 Uhr fuhr mich dann die S 1 zum Flughafen, wo ich gegen 1:50 Uhr eintraf. Dann folgte die nächste Überraschung: Statt des Sky-Train fuhr um diese nächtliche Zeit nur ein Bus um 2:05 Uhr zum Terminal B, wo ich dann die oben erwähnte Totenstille erlebte.
Mittlerweile schleicht schon mal die ein oder andere Person an mir vorbei, ebenfalls zwei Sicherheitsleute, die ihre Runde drehen. Ansonsten ist es hier totenstill, bis auf das Rauschen der Klimaanlage.
3:20 Uhr: Die Anzeigetafeln für die Flugabfahrtszeiten sind jetzt erleuchtet. 3:30 Uhr: Die Beleuchtung in der Halle wird voll eingeschaltet, Stimmen sind zu hören, Flughafenpersonal eilt durch die Halle, das Leben im Flughafengebäude beginnt. Ich muss noch bis 4:20 Uhr warten, dann beginnt das Einchecken; der Flug nach Teneriffa-Süd ist vorgesehen für 6.20 Uhr, Ankunft auf Teneriffa ist voraussichtlich 10.05 Uhr. Vom Flughafen Teneriffa-Süd ist der Bus-Transfer über die Autobahn über Santa Cruz de Tenerife nach Puerto de la Cruz an der Nordküste vorgesehen.
Ich unterbreche meinen Bericht jetzt und werde ihn fortsetzen, wenn ich in Puerto im Hotel Marquesa angekommen bin.
Nach der Landung am Flughafen Teneriffa-Süd erlebe ich noch eine unangenehme Überraschung: Während die Transfer-Beauftragten der verschiedenen Reisefirmen ihre Schilder hochhalten, um die Gäste zu ihrem Bus zu bringen, sehe ich von meiner (zugegeben unbekannten Firma JT) weit und breit kein Schild. Ich frage alle möglichen Leute, doch keiner kennt diese Firma. Also gehe ich auf den Vorplatz des Flughafens, wo die Transfer-Busse stehen, und mache mich selbst auf die Suche. Ohne Erfolg! Meine Reisefirma ist unbekannt. Was bleibt mir übrig als wieder in die Ankunftshalle zu gehen, wo ich mein Glück an einem der 25 Schalter versuche. Am dritten Schalter schließlich weist man mich an den Schalter 13 weiter. Und tatsächlich: Dort wartet eine Dame mit einem Briefumschlag, adressiert an Mr. Frank Rother. Ich zeige ihr meine Empörung darüber, dass in meinen Flugunterlagen nicht steht, wohin ich mich nach der Ankunft wenden soll. Ihre Reaktion ist kaum erwähnenswert. Immerhin stürmt sie mit mir zu einem Bus, der gerade im Begriff steht abzufahren. Geschafft! Der letzte Passagier ist eingetroffen und die Reise kann losgehen.
Um 12:15 Uhr Ankunft im Hotel Marquesa. Das Haus ist alt, aus den Anfängen des Tourismus, und war früher ein Palast. Es liegt äußerst günstig in der Altstadt von Puerto de la Cruz, 10 Minuten vom zentralen Busbahnhof entfernt. Die Zimmer sind einfach, aber funktionell. Sehr gut war das Mittagessen auf der Terrasse (Sehr reichhaltiger ensalada de la casa, Papas arrugadas mit roter und grüner Mojosauce).
Ich gehe heute früh ins Bett, habe ich doch die ganze letzte Nacht nicht geschlafen.
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2. Tag, 25. 02. 2014 - Wanderung an der Steilküste von Puerto de la Cruz zum Mirador San Pedro
Heute wandere ich von Puerto de la Cruz nach Westen hoch über der felsigen Steilküste bis zum Mirador de San Pedro (2 Std.). Vorbei am Loro Parque, an der Playa Jardin mit ihrem schwarzen Sandstrand, am Fischerort Punta Brava (Foto), an den blauen Hochhaustürmen des Hotel Maritim und an den Felsen Los Roques (Foto), schließlich an der verfallenen Ruine der Casa Hamilton mit der ehemaligen Wasserpumpanlage, die das kurz vor dem Ufer austretende Quellwasser nach oben zu den Bananenplantagen beförderte (Foto).
Vom Ende der Wanderung nehme ich den Bus zurück nach Puerto de la Cruz.
Mittagessen um 16 Uhr in meinem Hotel Marquesa auf der Terrasse: Lenguado de la plancha mit papas arrugadas und Salat, dazu Weißwein. Anschließend Kaffeetrinken im Café de Paris an der Promenade von Puerto: Sachertorte (zu süß) mit café con leche.
Abschließend Bummel auf der Promenade mit verschiedenen „lebenden Kunstwerken“ (Foto).
Das Wetter ist z.Zt. für kanarische Verhältnisse etwas kühl (nur 16 Grad Celsius um 17 Uhr), bewölkt mit wenigen sonnigen Abschnitten, aber zum Wandern erfrischend.
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3. Tag, 26. 02. 2014 - Wanderung durch Bananenplantagen zu einsamen Sandstränden bis zum Café Vista
Paraíso
Ich habe mir die Wanderung von Puerto nach Osten entlang der Steilküste
vorgenommen.
Das Wetter ist heute perfekt: Die Sonne scheint, die Mittagstemperatur ist knapp über 20 Grad Celsius. Zunächst
ist der Gipfel des Pico del Teide (3.718 m) noch frei (Foto); eine halbe Stunde später hüllen die Wolken den Berg schon wieder ein.
Die Wanderung beginnt am Martiánez-Strand (Foto), führt dann viele Treppenstufen hoch zum Mirador de la Paz. Grandiose Tiefblicke auf die Hotelanlagen von Puerto und den Martiánez-Strand (Foto). Nach den letzten Villen von Puerto beginnen die Bananenplantagen z.T. auf kunstvoll gebauten Terrassen. Einige Felder werden nicht mehr angepflanzt (Sozialbrache). Hoch über der Playa del Bollullo (Foto) führt ein schmaler Fußweg entlang der Steilküste. Vor einem Tor ist irgendwann Schluss; jetzt führt nur noch ein anstrengender Geröllweg in Serpentinen steil bergauf. Schließlich erreiche ich das traditionsreiche deutsch-österreichische Café Vista Paraíso, von dessen Terrasse sich ein überwältigender Ausblick auf die Küstenlandschaft um Puerto de la Cruz bietet (Foto). Die Spezialität des Hauses, Tarta de Manzana Austriaca caliente con helado de Vainilla y Nata (warmer Salzburger Apfelkuchen mit Vanilleeis und Sahne) (Foto) lasse ich mir nach der harten Wanderung nicht entgehen.
Nach der Kaffeepause sind es nur wenige Meter bis zur Villa unseres Freundes Jörg Hallerbach, bei dem Almut und ich vor genau 10 Jahren gewohnt haben. Leider ist Jörg nicht zu Hause, er ist ein unruhiger Geselle der 68er Generation, der z. Zt. wohl irgendwo in Mitteleuropa weilt. Ich werde in den nächsten Tagen mal nachforschen, wo es steckt. (Nachdem ich von Jörg Hallerbach kein Lebenszeichen erhalten hatte, machte ich mich, nach Hause zurückgekehrt, am 24. 3. 2014 auf die Suche nach ihm im Internet. Dort fand ich die traurige Mitteilung, dass Jörg, "der rheinische Unternehmer, am 19. Dezember 2013 auf der Suche nach seltenen Orchideen im Teidegebirge auf Teneriffa tödlich verunglückte.").
Ihr Lieben, ich werde meine Reiseberichte ab jetzt nur noch sporadisch weiterschreiben, will euch nicht mit kulinarischen Spezialitäten langweilen. Heute Abend ist ein Konzert in Santa Cruz im Auditorio de Tenerife (Architekt: Santiago Calatrava) vorgesehen. In den nächsten Tagen beginnt vor meiner Haustür der Kanarische Karneval mit südamerikanischem Ambiente.
Leider plagt mich seit meinem Flug vor 3 Tagen eine laufende Nase und ein trockener Husten. Der Verbrauch an Papiertaschentüchern ist enorm.
Zum Schluss erwähne ich noch den Patio meines Hotels im kanarischen Stil (Foto am 17. Tag). Da ich für den notwendigen Internet-Anschluss zum Verschicken und Abrufen meiner mails in diesem zugigen Raum Platz nehmen muss, ziehe ich es vor, diesen wegen meiner angeschlagenen Gesundheit vorerst zu meiden.
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4. Tag, 27. 02. 2014 - Konzert mit amerikanischer Filmmusik im Auditorio de Tenerife in Santa Cruz
Das Wetter ist auch heute wieder optimal: Die Sonne scheint, die Mittagstemperatur ist über 20 Grad Celsius. Auch heute verdeckt keine Wolke den Blick auf den Pico del Teide.
Am Vormittag steht die Costa Martiánez in Puerto im Mittelpunkt, ein Werk von César Manrique, dem großen Künstler von Lanzarote. Diese künstliche Meerwasseranlage an der mit Stränden wenig gesegneten Nordküste Teneriffas werde ich euch in einem späteren Bericht eingehend mit Bildern dokumentieren.
Mittags fahre ich mit dem Bus (3,30 EUR) die 35 km lange Strecke in einer Stunde nach Santa Cruz de Tenerife, in die Hauptstadt der Insel. Nach einem Rundgang durch die Stadt findet am Abend in der berühmten Konzerthalle, dem Auditorio de Tenerife des spanischen Stararchitekten Santiago Calatrava, ein Konzert statt, für das ich schon in Deutschland mein Ticket über Internet besorgt habe.
Das Orquesta Sinfónica de Tenerife unter Leitung von Nick Davies spielt Pops: Große Filmmusik (The Golden Era of Hollywood), ein Programm, das man im Konzertsaal nur selten hört. Besonders hervorzuheben ist die Spielfreude der Sinfoniker mit einer Transparenz und einem Klangreichtum (vielfältige Schlaginstrumente), wie man es erst seit Richard Strauß kennt. Das Programm zeigt euch einige Highlights dieser Musikgattung:
Max Steiner: Gone with the Wind
Leonard Bernstein: On the Waterfront, Symphonic Suite
Ernest Gold: Exodus
Bernard Herrmann: Psycho (Film von Alfred Hitchcock)
John Barry: Out of Africa
Ennio Morricone: Once Upon a Time in the West; Cinema Paradiso
Nino Rota: Godfather
Maurice Jarre: Lawrence of Arabia, Doctor Zhivago (Lara’s Theme)
Miklós Rózsa: Ben-Hur
Das Konzert begann um 20:30 Uhr und endete nach zwei Zugaben gegen 22:45 Uhr. Mit dem letzten Bus des Tages um 23:35 (der erste Bus fährt wieder um 0:15 Uhr) ab Santa Cruz, neuer Busbahnhof, erreiche ich um 0:40 Uhr Puerto und liege um 1:00 Uhr nach diesem ereignisreichen Tag zufrieden im Bett.
Am 14. 3. 2014 werde ich noch einmal ein Konzert im Auditorio de Tenerife besuchen, diesmal mit Werken von S. Barber: Adagio für Streicher, op. 11; E. Ewazen: Triple Concerto for 3 Trombones (Posaunen) and Orchestra; L. v. Beethoven: Sinfonie Nr. 7. Das Orquesta Sinfónica de Tenerife wird unter seinem Chefdirigenten Víctor Pablo Pérez spielen.
Noch etwas zum großartigen Bauwerk der Konzerthalle. Hervorragende Akustik! Leider sieht man bereits einige Mängel der Bauausführung wie abgeplatzte Keramikstücke an der Außenwand. Und auch die Lichtanlage des Innenraums könnte besser gewartet werden; ihr seht auf dem Foto, dass im Innenraum links einige Teile unbeleuchtet sind. Weitere technische Daten könnt ihr euch im Internet ansehen.
Heute am 28. 2. muss ich etwas kürzer treten, weil mich mein Infekt immer noch plagt: Schnupfen (laufende Nase), trockener Husten, Kratzen und Schleim im Hals. Also genieße ich die Sonne, lese etwas oder höre Musik über mein ipod.
Ich wünsche euch schöne Karnevalstage, wo auch immer ihr sie verlebt.
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8. Tag, 03. 03. 2014 – Dramatik in der Masca-Schlucht
Masca, das abgelegene Bergdorf im Teno-Gebirge, hatten Almut und ich auf unseren Recherche-Reisen zum DuMont-Landschaftsführer zum ersten Mal im Jahre 1977 kennen gelernt. Damals befand sich das Dorf in einem erbärmlichen Zustand: Die Häuser waren meist baufällige Ruinen, die Bauern lebten von dem spärlichen Ertrag ihrer Felder und die einzige Verbindung, eine schmale serpentinenreiche Erdstraße von Santiago de Teide hinauf nach Masca, war für den Autofahrer eine Herausforderung.
Heute wird das unter Denkmalschutz stehende Masca mit Recht als schönstes Dorf Teneriffas gerühmt. Die Häuser sind restauriert, die Infrastruktur mit kleinen Restaurants und Unterkünften in restaurierten Bauernhäusern ausgebaut und die Verbindung nach Santiago de Teide im Süden sowie eine weitere Verbindung nach Buenavista im Norden asphaltiert, allerdings immer noch schmal und abenteuerlich zu befahren. Heute ist das zwischen den wilden Schluchten liegende Masca nach dem Nationalpark Teide der Ort, der von den meisten Tagestouristen aufgesucht wird.
In den späteren Jahren waren außer dem Dorf selbst auch die zugehörige Schlucht zum Meer eine interessante Herausforderung, und doch haben wir eine Wanderung durch die Schlucht nie gemeinsam erlebt, sei es durch die Tatsache, dass man dafür viel Zeit einplanen muss und wir mit dem Mietauto festgelegt waren, sei es aus der ungewissen Angst, ob wir das als ungeübte Wanderer überhaupt schaffen würden. Die reine Gehzeit bergab soll etwa 3 ½ Stunden dauern, mit anschließender Fahrt mit dem Boot nach Los Gigantes. Von dort muss die evtl. Rückfahrt nach Masca selbst mit Bus oder Taxi organisiert werden. Die Wanderung bergab bis zur Küste und wieder zurück bergauf nach Masca dauert länger als 6 ½ Stunden und ist äußerst kräftezehrend.
Jetzt im Jahre 2014, alleine auf Teneriffa und nur mir persönlich verantwortlich, stand ich beim Studieren der Wandermöglichkeiten wieder vor der Frage, ob ich als ungeübter Wanderer eine solche Herausforderung mit fast 72 Jahren noch annehmen sollte. In den neuen Reiseführern heißt es unter anderem: „Fantastische Wanderung durch die zum Teil nur wenige Meter breite Schlucht. Die schwarzen Basaltabstürze und das üppige grün auf dem Grund schaffen ständig neue und spannende Ein- und Ausblicke.“ (M. Müller Verlag) Und überall wird auf Schwindelfreiheit und Trittsicherheit hingewiesen.
Auf der Suche nach einem vertrauenswürdigen Wanderunternehmen entschied ich mich für den Veranstalter „Der Wanderstab“. Der Leiter des Unternehmens ist Jörg Brandt, „ausgebildeter Wanderführer, zertifiziert durch den Verband Dt. Gebirgs- und Wandervereine e.V., offizieller Wanderführer für den Naturpark Teide, zugelassen durch das spanische Umweltministerium auf Teneriffa, Spezialist für Wanderausrüstung, Wetterkunde, GPS-Führungen usw.“ (Info-Prospekt)(www.derwanderstab.de)
Der Veranstalter bietet 14 Wandertouren an, an erster Stelle steht die „mittelschwere“ Wanderung Masca-Schlucht, Erlebniswanderung durch den wildesten Canyon Teneriffas. „Vom idyllisch gelegenen Bergdorf Masca geht es durch die legendäre Schlucht hinunter zum Meer. Abenteuerlich und steinig ist der Weg – eindrucksvoll und gewaltig die überhängenden Felswände. Unvergesslich bleibt auch die anschließende Bootsfahrt, bei der wir Delphine vor der Kulisse einer gigantischen Steilküste in freier Wildbahn beobachten können.“ (Wanderzeit: 3,5 Std. 30 m bergauf, 600 m bergab, 8:30 – 19:00 Uhr, 29 EUR, Bootsfahrt 10 EUR p. P., montags, Anmeldung erforderlich)
Am Sonntagabend um 18 Uhr begab ich mich zum Infotreff des Veranstalters in Puerto de la Cruz im Café Sandra im Ortsteil La Paz, um mich persönlich anzumelden. Zur Truppe gehört neben Jörg auch Christian, der am darauf folgenden Montag wegen der Größe der Wandergruppe (über 25 Teilnehmer) ebenfalls eingesetzt werden sollte. Außerdem Marion Helbig, Dipl.-Sportlehrerin und Wanderführerin der Deutschen Sporthochschule der Uni Köln, Buchautorin des neuen Wanderführers Teneriffa, erschienen im MM-Verlag, Spezialistin für Flora und Fauna, insbesondere für die auf den Kanarischen Inseln vorkommenden endemischen Pflanzen. Die Tatsache, dass Marion und meine Tochter Kerstin dieselbe Sporthochschule besucht hatten, machen für mich den Veranstalter Der Wanderstab noch sympathischer.
Wegen der Größe der aktuellen Wandergruppe war statt der üblichen An- und Abreise zum Startpunkt mit verschiedenen Linienbussen ein Charterbus vorgesehen; dadurch konnten Abfahrtszeiten später bzw. Rückkehrzeiten früher angesetzt werden (Zusatzkosten 4,50 EUR).
Doch es sollte anders kommen.
Am Montagmorgen stand ich mit einem weiteren Teilnehmer um 9 Uhr am vereinbarten Abholort Bel Air (in der Nähe meines Hotels) bereit und startklar für das kommende Ereignis: im Tagesrucksack Verpflegung und Trinkvorrat, mit Wanderschuhen mit ordentlichem Profil an den Füßen und Wanderstöcken in den Händen. Der Bus traf pünktlich ein und sammelte in der nächsten knappen Stunde alle Teilnehmer an den verschiedenen Hotels ein. Anschließend fuhren wir über Icod, Garachico nach Buenavista del Norte und erklommen dann in gemächlichem Tempo die steile Bergstraße über El Palmar nach Masca, wo wir gegen 11 Uhr eintrafen.
Zum Ansehen des schönen Ortes (Foto) gab es keine Zeit; wir hatten schließlich eine anstrengende Wanderung gebucht. Wir wurden in zwei Gruppen aufgeteilt: die erste Gruppe unter Leitung von Christian sollte zügig vorausgehen, die zweite Gruppe von 12 Personen unter Leitung von Jörg, zu der auch ich gehörte, war diejenige, die es „etwas gemächlicher“ angehen sollte, mit Zeit zum Fotografieren. Letzte Instruktionen folgten, u.a. der Hinweis, dass jeweils nach dem Fotografieren die Kamera im Rucksack verpackt werden sollte; Fotografieren und Wandern gleichzeitig würde nicht gehen. Der Höhenmesser zeigte 607 m, dann begann der Abstieg in die Schlucht. Und sofort war volle Konzentration angesagt; jeder Schritt und Tritt verlangte volle Aufmerksamkeit. Immerhin blieb noch kurze Zeit für die Bestimmung einiger Exemplare der kanarischen Flora. Jörg ging voran und zeigte uns an schwierigen Wegstrecken, wie sie zu passieren sind. Immer wieder kreuzte ein Bachlauf unseren Weg, den wir geschickt auf größeren Felssteinen überqueren mussten, ab und zu auch mit einem notwendigen Tritt ins seichte Wasser. Dann folgten wiederholt steile Hangpartien, die es erforderlich machten, dass man sich mit den Händen am Fels klammern musste. Und unzählige Male waren tiefere Stufen zu überwinden, was mächtig in die Beine ging. Jörg beobachtete kritisch seine Schützlinge, vor allem mich, der wohl auf ihn keinen sonderlich geübten Bergwanderer machte. Und in der Tat, da hatte ich mir schon etwas Schwieriges vorgenommen. Hoffentlich würde ich es heil überstehen.
Ein Schrei unterbrach den ruhigen gleichmäßigen Abstieg: da hatte sich doch tatsächlich ein Fotograf beim Abrutschen in einen mitteltiefen Wassertümpel einige blutige Schürfschrammen zugezogen. Und die Kamera hatte dieses Wasserbad auch nicht unbeschadet überstanden, auch das Handy war baden gegangen. Für mich war dieser Zwischenfall ein Hinweis, meine kleine Kameratasche noch zusätzlich im Rucksack in einer Plastiktüte einzupacken. Denn was bringt ein Foto in dieser Schlucht, wenn dafür alle schon gemachten Fotos und die Kamera dazu unwiederbringlich verloren gehen.
Nach etwa einstündigem Abstieg wurde eine Mittagspause eingelegt, Zeit zum Trinken und Essen und für einen Blick durch die Kamera. Jedes Superweitwinkel-Objektiv ist angesichts dieser extremen Schluchtmaße nicht ausreichend (Foto). Und schon ging es weiter in der bekannten Art höchster Konzentration. Jörg und Christian waren zeitweise über Funk miteinander verbunden und konnten sich keine besonderen Vorkommnisse mitteilen.
Doch dann geschah es von einem Augenblick zum anderen. Ich beobachte, wie mehrere Meter vor mir eine Frau abstürzt und mit dem Gesicht hart auf den Felsen schlägt. Blut spitzt heftig aus der Gesichtswunde nahe dem Auge. Ein Hilferuf informiert Jörg, der mit wenigen schnellen Schritten bei der Verunglückten ist und die Erste Hilfe einleitet. Er fordert uns in deutlichem Ton auf, sofort weiter zu gehen und hinter dem nächsten Felsen zu warten. Zurück bleibt nur der Ehemann der Verunglückten. Natürlich sind auch wir alle geschockt von dem Unglück und warten gespannt, wie es weiter gehen wird. Nach einiger Zeit kommt Jörg zu uns und wählt einen erfahrenen Wanderer aus, der uns weiter zum Ziel bringen soll. Dann nimmt er Funkkontakt zu Christian auf, der mit seiner ersten Gruppe schon am Ziel angekommen ist. Christian soll einen Notruf absenden, damit ein Hubschrauber die Bergung der Verunglückten vornehmen kann. Anschließend soll er uns entgegen kommen, um die Gruppe bis zum Ausgang der Schlucht zu führen. Jörg selbst werde sich alleine bei der Verletzten aufhalten und bei der Bergung durch den Hubschrauber dabei sein. (Mit Hilfe der Markierungszahl 42 – die gesamte Schlucht ist mit Zahlen markiert – ist eine exakte Ortung für den Hilfseinsatz möglich.) Nachdem auch der Ehemann der Verunglückten zu unserer Gruppe gestoßen ist, können wir unseren Abstieg fortsetzen.
Ich bin durch dieses Ereignis beim Absteigen noch vorsichtiger geworden. Ein unkonzentrierter Tritt kann sofort den größten Schaden bedeuten. Eine Stunde später trifft Christian auf uns. Wir besprechen kurz die Situation, und dann übernimmt er die Führung, ebenso gewissenhaft und bedacht auf uns wie Jörg zuvor. Mittlerweile ist die Zeit schon vorangeschritten und das letzte Boot um 15:30 Uhr wäre längst abgefahren, wenn nicht Christian die Notsituation und die damit verbundene Verspätung dem Bootsführer mitgeteilt hätte. Und dann gibt es noch eine erstaunliche Begegnung: Vier junge Damen, eher aussehend wie Mannequins mit exotischen Schuhen (natürlich keine Wanderschuhe) hüpfen leicht und behende über die Felsen. Und noch weitere Jugendliche verblüffen uns, wie sie leichtfüßig die Schlucht bezwingen. Wir müssen etwas wehmütig anerkennen, dass wir Älteren uns auf das Bedächtige einstellen müssen.
Gegen 16:30 Uhr haben wir die Küste erreicht und ich lasse von mir ein Beweisfoto aufnehmen, dass ich an dieser außergewöhnlichen Wanderung beteiligt war (Foto). Meine Beine spüre ich nach dieser gewaltigen Anstrengung wie noch nie, und deshalb gönne ich mir eine kurze Erholungspause auf den Steinen am Strand. Und dann beginnt tatsächlich noch ein kurzer erholsamer Teil des Tages: Mit starker Heckwelle nimmt das Boot volle Fahrt auf, und ich genieße den grandiosen Blick auf die Felswände von Los Gigantes (Foto). Der Bootsführer drosselt dann weiter draußen den Motor, und jetzt beginnt ein Schauspiel, wie man es in diesen Gewässern häufig erleben kann: Dunkle Delphinkörper tauchen elegant aus dem Wasser auf und begleiten uns als Paare oder auch zu mehreren, mal links, mal rechts vom Boot, ein wirklich friedliches Bild.
Im Hafen von Los Gigantes treffen wir schließlich auch auf die erste Wandergruppe, die hier lange auf uns warten musste. Mit dem Bus geht es zurück über Santiago de Teide an die Nordküste und treffen gegen 19:30 Uhr in Puerto ein. Unterwegs kann Christian mit Jörg Handy-Kontakt aufnehmen und erfährt, dass die Bergung durch den Hubschrauber gut verlaufen ist und die Verletzte auf dem Weg in ein Hospital ist. Jörg selbst muss den Aufstieg nach Masca alleine schaffen und dann mit einem öffentlichen Bus nach Puerto fahren, wo er gegen 22 Uhr eintreffen wird.
Am nächsten Tag erfahre ich von Jörg, dass die ärztliche Untersuchung festgestellt hat, dass die Gesichtsverletzungen nicht so schlimm gewesen sind. Doch Jörg wollte als Versicherter kein Risiko eingehen und hatte sich deshalb für die Hubschrauber-Bergung entschieden. Die Verletzte wird noch zwei Tage im Krankenhaus betreut und dann mit ihren Blessuren im Gesicht entlassen.
Aber auch ich habe heute, am 5.3., noch meine Erinnerung an diese Wanderung: Ein schwerer Muskelkater in den Waden, vor allem aber in den Oberschenkeln macht mich zu einem alten Mann, der nur mühsam Treppen herabsteigen kann. Und dieses Handikap wird mich noch sicher einige Tage begleiten. Doch positiv bleibt die stolze Erfahrung: Auch ich habe in meinem Leben die legendäre Wanderung durch die Masca-Schlucht geschafft.
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13. Tag, 08. 03. 2014 - Karneval auf Teneriffa
Auf Teneriffa wird nach Rio de Janeiro das zweitgrößte Karnevalsfest gefeiert; es ist ein Fest der Superlative mit vielen Programmpunkten. Auftakt bildet die Wahl einer Karnevalsprinzessin. Prämiert wird dabei eher das Kostüm als die junge Frau, denn von der Trägerin ist unter meterhohem Kopfputz und noch breiterem Rock kaum etwas zu erkennen. Es folgen Karnevalsumzüge, Kinderkarneval und Murgas. Das sind Gesangsgruppen mit Tröten, die Spottlieder auf die Obrigkeit und aktuelle Ereignisse vortragen. Gefeiert wird vor allem in Santa Cruz und Puerto de la Cruz. Am Aschermittwoch wird in einem karnevalistischen Akt mit Heulen und Zähneklappern die Sardine begraben, aber danach geht es mit unvermindertem Schwung noch ein paar Tage weiter. Ein hoher Alkoholkonsum wie beim rheinischen Karneval ist hier auf Teneriffa unbekannt.
Aus dem reichhaltigen Karnevalsprogramm habe ich folgende Ereignisse erlebt:
Puerto de la Cruz
02. 03. , ab 19:30 h Vorführung der Murgas (Foto); Kostümwettbewerb der Erwachsenen
Vorführung der Fanfare und Preisverleihung des Kostümwettbewerbs (Foto)
Santa Cruz
04. 03., ab 16 h Großer Karnevalsumzug (Coso Apoteosis del Carnaval) (2 Fotos)
Puerto de la Cruz
05. 03., ab 21:30 h Verbrennung der Sardine und Großes Feuerwerk (2 Fotos)
07. 03., 22 h Marathon der Männer „Narr, zieh Stöckelschuhe an“ (2 Fotos)
08. 03., 16 h Großer Karnevalsumzug. „Apotheose des internationalen Karnevals von
Puerto de la Cruz" (4 Fotos)
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11. und 14. Tag, 06. 03. und 09. 03. 2014
11. Tag: Bergwanderung von El Portillo (2055 m) nach La Fortaleza (2159 m), hin und zurück mit Pausen 4 Std.
Mit dem einzigen täglichen Linienbus um 9:15 h in einer Stunde von Puerto nach El Portillo. Beginn der Wanderung am Besucherzentrum (Centro de Visitantes). Als ungeübter Bergwanderer spürt man die Höhe. Prachtvoller Blick auf den Teide (3718 m) (Foto). Von der Fortaleza Panoramablick vom Teide bis zum Wolkenmeer über dem Orotavatal. In der Ferne tauchen über den Wolken die Bergspitzen der Insel La Palma auf. Rückfahrt mit dem einzigen Linienbus um 16:15 h. (Busfahrt hin und zurück 7 EUR)
14. Tag: Wanderung von der Hafenstadt Garachico hinauf nach San Juan del Reparo (500 m), 1 1/2 Std.
Der alte steingepflasterte Wanderweg verläuft serpentinenreich durch prächtigen Kiefernwald entlang von Lavaströmen mit ständigen Tiefblicken nach Garachico (Foto). Vor dem verheerenden Ausbruch der Montana Negra im Jahr 1706 war Garachico eine der bedeutendsten Handels- und Hafenstädte Teneriffas. Zwei Lavaströme zerstörten damals den Hafen und weite Teile des Städtchens, das danach wieder aufgebaut wurde.
Nach einer Lunchpause Weiterfahrt mit dem Bus von San Juan del Reparo nach Icod de los Vinos. Heimat des größten und ältesten Drachenbaumes (Schätzungen des Alters zwischen 500 und 3000 Jahre) (Foto). Der Drachenbaum ist kein Baum (mit Jahresringen), sondern entweder ein Liliengewächs oder eine Agave. Drachenblut heißt der Saft, der bei Verletzungen des Stammes austritt. Die Guanchen (Ureinwohner Teneriffas) benutzten ihn zum Einbalsamieren ihrer Toten. Rückfahrt mit dem Bus nach Puerto.
Der Tag begann mit leichten Regenfällen bei diesigem Wetter, gegen Mittag klarte es auf mit brillantem Sonnenschein, nach 16 Uhr erreichte eine Front mit Dauerregen Teneriffa, der gegen Abend nachlässt.
Morgen ist der 10. März 2014, Almuts Geburtstag. Sie wäre 71 Jahre alt geworden. Genau vor 10 Jahren haben wir auf Teneriffa ihren 61. Geburtstag gefeiert. Auf all meinen Wanderungen und Besichtigungen 2014 ist Almut in meinen Gedanken dabei.
Die Kanarischen Inseln waren für uns beide seit 1971 die bevorzugten Inseln zu allen Jahreszeiten.
Im Jahre 1979 erschien die erste Auflage unseres DuMont Landschaftsführers (12. Aufl. 1995, letzter Druck). http://almutrother.de/Frankhomepage/Reiseliteratur/Die_Kanarischen%20_Inseln.htm
Von 2004 bis 2010 haben wir alle Inseln wiederholt bereist. Ergebnis dieser Reisen sind acht unveröffentlichte Fotobücher.
http://almutrother.de/Frankhomepage/Fotobuecher.htm
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15. Tag – Almuts Geburtstag am 10. 03. 2014 - Wanderung vom Mirador San Pedro nach San Juan de la
Rambla
Heute hat Almut Geburtstag, sie wäre 71 Jahre alt geworden. Es ist ein brillanter sonniger Vormittag auf Teneriffa, mit freiem Blick auf den Teide. Erst gegen 11 Uhr bilden sich die üblichen Passatwolken.
Am frühen Morgen war ich zuerst in der Pfarrkirche von Puerto de la Cruz, der Nuestra Señora de la Peña de Francia von 1697, die unmittelbar 100 m von meinem Hotel Marquesa entfernt steht. Die Kirche ist im sogenannten Basilikenstil errichtet, mit drei durch Säulen und Arkaden getrennten Kirchenschiffen und mit angebauten Kapellen. Die wertvolle Figur der „Unbefleckten Empfängnis“ in der rechten Seitenkapelle gefällt mir besonders gut (Foto). Leider sind in den spanischen Kirchen statt Kerzen nur elektrische Lichter für 20 cents „anzuzünden“, die nach 15 Minuten wieder erlöschen. (Foto: Das rechte Licht ist für Almut „angezündet“.)
Anschließend habe ich eine Küstenwanderung gewählt, vom Mirador San Pedro bei San Vicente, Los Realejos (Foto) bis nach San Juan de la Rambla (Foto mit Wolken). Den letzten Teil dieser zweistündigen Wanderung hatte ich zusammen mit Almut vor 10 Jahren gemacht, als wir drei Wochen in der Bio-Finca des Ehepaares Köllmann in Los Realejos wohnten.
Am Abend ist die oben erwähnte Pfarrkirche von Puerto wieder stimmungsvoll für Almut beleuchtet (Foto).
Ich weiß, dass ihr heute alle an Almut denkt, an diesen außergewöhnlichen Menschen. Sie lebt in uns weiter.
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16. Tag, 11. 03. 2014 - Bergwanderung in den Canadas von El Portillo zur Montana de las Arenas Negras
Bergwanderung von El Portillo (2055 m) zur Montaña de las Arenas Negras (2300 m). Rundwanderung von 7,6 km auf dem markierten Wanderweg Nr. 2 im Uhrzeigersinn, mit längeren Foto-Pausen 4 Std., leicht bis mittelschwer.
Mit dem Linienbus um 9:15 h in einer Stunde von Puerto nach El Portillo (siehe 11. Tag). Beginn der Wanderung bei herrlichem Sonnenschein um 10:30 h gegenüber dem Besucherzentrum (Centro de Visitantes). Es beginnt ein mäßiger Anstieg. Blick auf den Vulkan Alto de Guamaso und das Wolkenmeer über dem Orotava-Tal. Innerhalb weniger Minuten ist der Berg von den Wolken zeitweise eingehüllt (Foto). Nach Queren des weiten Sattels zwischen der Montaña de las Arenas Negras und der Montaña de Cerrillal grandioser Panoramablick: rechts auf den Teide 3 718 m (Foto) (im Vordergrund Lavadecken über vulkanischer Asche), links auf die Randberge der Cañadas mit dem Guajara als höchsten Gipfel (2 718 m). Anschließend steiler Abstieg in Serpentinen auf einem Aschekegel, Einsatz der Wanderstöcke. Um 13:30 h plötzlicher Kälteeinbruch durch feuchten Wind und Wolkenbildung, gefühlt ca. 8 Grad Celsius (Schutz durch Regenjacke!). Ankunft in El Portillo um 14 h bei Aufheiterung und ca. 16 Grad Celsius.
Stärkung im Portillo-Restaurant mit einem Gemüse-Fleisch-Eintopf (Racho Canario). Abfahrt mit dem Bus um 16:20 Uhr. Ankunft in Puerto um 17:30 Uhr.
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17. Tag, 12. 03. 2014 - Altes und Neues in Puerto de la Cruz
Heute erlebt ihr mal keine Wanderung, sondern seht gegensätzliche Eindrücke von Puerto de la Cruz.
Das älteste Hotel in Puerto de la Cruz ist das „Marquesa“, ein Privathaus von 1712, das 1820 in ein Hotel umgebaut wurde. Die modernen Erweiterungen der Schlaftrakte aus den 50er Jahren des 20. Jh. sind allerdings architektonisch misslungen. Ich habe dieses alte Drei-Sterne-Hotel am Kirchplatz in der Altstadt von Puerto als meine Residenz ausgewählt, weil es zentral zu allen Attraktivitäten liegt, vor allem aber, weil der zentrale Busbahnhof nur 10 Minuten entfernt ist. In diesem Haus hat schon Alexander von Humboldt im Jahre 1799 gewohnt, als er auf Teneriffa Station machte auf seiner anschließenden Forschungsreise nach Südamerika. Der Innenhof des Hauses zeigt die typische kanarische Architektur (Foto).
Die sorgfältig restaurierte Casa Aduana, das Zollhaus aus dem Jahre 1620, steht am Fischerhafen und ist das älteste profane Gebäude von Puerto de la Cruz (Foto). Die Touristeninformation und ein Kunstgewerbegeschäft sind hier untergebracht, im ersten Stock werden die Räume für Wechselausstellungen genutzt.
Ein Kontrast zu diesem alten Puerto ist die Costa Martiánez, eine Wasserlandschaft mit acht künstlichen Meerwasser-Badeseen, die der bekannte Lanzarotiner Künstler César Manrique gestaltet hat. Eine solche Badeanlage war für die an natürlichen Stränden arme Nordküste Teneriffas notwendig geworden. Die Becken sind eingefasst mit Lavasteinen, umstanden von Palmen und Skulpturen (ebenfalls Werke von Manrique). Sehr originell sind die Skulpturen der Eukalyptusbäume mit den Wurzeln, die in den Himmel ragen. (3 Fotos) (Tagesticket 5,50 EUR). Wassertemperatur im März 18 Grad Celsius.
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21. (letzter) Tag, 16. 03. 2014 – Noch einmal in die Sonne, in die Cañadas mit dem allgegenwärtigen Teide
Nach einem ruhigen Tag in Puerto ist es heute der letzte Tag meines Aufenthaltes auf Teneriffa. Mit dem Linienbus um 9:15 h in 90 Minuten von Puerto hinauf in die Cañadas bis zum Parador Nacional (Parador ist ein staatliches Hotel höherer Qualität und außergewöhnlicher Lage) (Hin- und Rückfahrt für die 54 km: 10,60 EUR). So war es zunächst geplant, einschließlich der bekannten Wanderung zu den Roques de García. Doch eine Station vor dem Parador, an der Talstation der Teide-Seilbahn, entschied ich mich spontan für die Seilbahnfahrt hinauf zum Teide (hin und zurück 25 EUR). Zuletzt hatte ich mit Almut diese Seilbahnfahrt im Jahre 1977 gemacht. Damals war es noch möglich, von der Rambletta, der Bergstation der Seilbahn, die letzten 170 m bis zum Teide-Gipfel (3 718 m) hinaufzusteigen. Heute ist das nur nach Voranmeldung für eine begrenzte Besucherzahl gestattet, was also in meinem Fall wegfiel. Die Bergfahrt dauerte 5 Minuten, so dass ich um 11:35 h bei einem kalten Wind den Panoramablick genießen konnte (Foto mit Seilbahn): etwa 1 500 m tief hinab in die Cañadas, auf die beigefarbene Montaña Blanca und auf die Randberge der Cañadas mit ihrem höchsten Berg, dem Guajara (2 718 m). Am Horizont tauchen über den Wolken die höchsten Erhebungen der Nachbarinsel Gran Canaria auf (Foto). Ein etwa 10minütiger Weg endet an einer Aussichtsplattform, von wo man tief unten die Fortaleza (siehe 11. Tag) erkennen kann, dahinter das Wolkenmeer des Orotavatales. Ein Beweisfoto zeigt mich in 3 550 m Höhe vor dem Piton, der Teide-Spitze.
Gegen 13:30 h war ich mit der Seilbahn wieder in der Talstation angekommen. Ich entschied mich dann zu einer Wanderung durch die Cañadas, Weg Nr. 19 (Foto mit Blick auf den Guajara), auf dem ich nach 1 ½ Stunden den Parador erreichte. Es blieb noch Zeit für einen kurzen Marsch zum Roque Chinchado („Finger Gottes“) (Foto) und für die Aussicht vom Mirador de la Ruleta in die Ucanca-Ebene mit der Felsbastion Catedral und den dunklen Lavaflüssen (Foto).
Um 16 h brachte mich der Linienbus (Foto) wieder wohlbehalten nach Puerto, wo ich um 17:30 h eintraf.
Die Reise nach Teneriffa war diesmal außergewöhnlich intensiv, mit Erlebnissen, die ich vorher nie so stark empfunden hatte. Diesmal hatte ich keinen Mietwagen wie sonst immer, sondern habe alles zu Fuß und mit dem Linienbus bewältigt, wozu sich das ausgezeichnete dichte Streckennetz auf Teneriffa auch hervorragend eignet. Dadurch lief alles vor meinem Auge ruhiger ab; man nennt das entschleunigtes Reisen.
Besonders aber das Alleine-Reisen ist für mich eine große Herausforderung gewesen, aber ich genieße dabei auch ein Gefühl der Dankbarkeit, dass ich überhaupt noch so reisen kann, individuell und ganz nach meinen Bedürfnissen. Sicherlich, häufig überfällt mich die Trauer, dass Almut nicht mehr da ist – wir hatten uns vorgestellt, noch viele Jahre zusammen zu sein. Andererseits fühle ich eine unbändige Freiheit wie nie zuvor. Wenn ich alleine über eine solche grandiose Insel wie Teneriffa wandere, dann bin ich glücklich, spreche mit Almut und bin mir sicher, dass es sie freut, dass ich das weiter so erleben kann.
Unsere gemeinsame Zeit seit 1962 war eine große Leidenschaft für das Reisen und Erleben. Schon unsere erste Reise im Jahr 1963 nach London und Cornwall/England mit dem Zelt und in einer Londoner Familie war der Beginn eines unabhängigen Lebens, das schließlich in unserer großen Weltreise 1990/1991 gipfelte. Nun werde ich alleine diese Leidenschaft fortführen, solange ich dazu imstande bin.
Der Kontakt mit euch Lesern meiner regelmäßigen Reiseberichte hat dazu beigetragen, dass ich mir die Reise mit den vielen Erlebnissen viel bewusster gemacht habe. Ich danke euch für eure Geduld zu lesen, ja auch für die Freude, die ich euch damit schenken konnte. Und eure Antworten und Kommentare haben mir gezeigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
Damit endet meine Reise nach Teneriffa. Am 17. 03. werde ich um 7:35 h vom Hotel abgeholt und zum Flughafen Teneriffa-Süd (Reina Sofía) gebracht. Geplante Abflugzeit ist um 11:15 h, geplante Ankunft in Düsseldorf um 16:55 h. Dann folgt nur noch die Zugfahrt nach Aachen, wo ich voraussichtlich am Abend ankomme.
Fotos: Alle Fotos wurden von mir mit einer Canon G1X aufgenommen.
Copyright aller Fotografien bei Frank Rother