Zum Vergrößern und Anpassen der Fotos an die Seite
bitte auf die Fotos klicken!
__________________________________________________
Reise nach Lanzarote vom 15. 04. bis 22. 04. 2014
Auf den Spuren von César Manrique und Timm Thaler
__________________________________________________
Teil 2
Parque Nacional de Timanfaya
Montanas del Fuego
__________________________________________________________________________________________________
Augenzeugenbericht des Pfarrers von Yaiza
Etwas verkürzt wiedergegebener Bericht der handgeschriebenen Aufzeichnungen des damaligen Pfarrers von Yaiza, Andrés Lorenzo Curbelo (Quelle Wikipedia):
... Am 1. September 1730, zwischen 9 und 10 Uhr abends, öffnete sich plötzlich die Erde bei Timanfaya, zwei Wegstunden von Yaiza. Ein
gewaltiger Berg bildete sich bereits in der ersten Nacht, und Flammen schossen aus seinem Gipfel, die 19 Tage lang weiter brannten. Wenige Tage später brach ein neuer Schlund auf und der
Lavastrom ergoss sich über Timanfaya, Rodeo und einen Teil von Mancha Blanca. Die Lava floss nach Norden, anfangs wie sprudelndes Wasser, später zähflüssig wie Honig. Doch am 7. September
stieg mit unheilvollem Donnern ein riesiger Fels aus der Tiefe und zwang die Lava dazu, ihren Fluss nach Westen und Nordwesten zu wenden. Dort zerstörte sie die Orte Maretas und Santa Catalina.
Am 11. September erneuerte sich die Gewalt der Lava. Sie bedeckte und verbrannte das Dorf Mazo und stürzte danach acht Tage lang als feuriger Katarakt unter furchtbarem Tosen ins Meer, so
dass tote Fische in riesigen Mengen an der Oberfläche schwammen oder ans Ufer geworfen wurden. Danach beruhigte sich alles und die Eruptionen hörten auf. Jedoch brachen am 18. Oktober direkt
über dem verbrannten Santa Catalina drei neue Schlünde auf, aus denen schwere Rauchwolken strömten, die sich über die ganze Insel verbreiteten. Sie trugen Unmengen an Asche und Sand mit sich und
überall fielen dicke Wassertropfen nieder. Die dadurch verursachte Finsternis, Asche und Rauch, vertrieben mehrfach die Einwohner von Yaiza und Umgebung. Doch kehrten sie wieder zurück, als auf
die Eruptionen keine weiteren Ausbrüche mehr folgten. Am 28. Oktober, als diese Ereignisse zehn Tage angedauert hatten, fiel in der ganzen Region das Vieh tot um, erstickt vom stinkenden
Dunst. Vom 1. bis 20. November brach unaufhörlich Rauch und Asche aus den Kratern hervor und am 27. wälzte sich mit enormer Geschwindigkeit ein Lavastrom die Hänge hinunter.
Am 1. Dezember erreichte er das Meer und bildete dort eine erstarrende Insel. Am 16. Dezember änderte die Lava plötzlich ihren Lauf, floss nicht mehr ins Meer, sondern verschüttete das Dorf Chupadero und vernichtete die fruchtbare Ebene von Uga. Am 7. Januar 1731 kam es zu neuen Ausbrüchen, die die früheren Krater wieder zerstörten. Aus zwei Öffnungen brach Lava heraus, begleitet von dichten Rauchwolken, in denen rote und blaue Blitze tobten. Dazu donnerte es wie bei Gewittern, was für die Bewohner sehr erschreckend war, da sie auf ihrer Insel keine Gewitter kannten. Am 10. Januar türmte sich ein hoher Berg auf, der noch am selben Tag wieder in sich zusammenstürzte. Steine und Asche regneten auf die Insel und Lavaströme flossen über den Malpaís ins Meer. Am 7. März entstanden gleich mehrere Vulkane, die sich in einer Reihe von Ost nach West erhoben. Am 4. Juni öffneten sich in der Timanfaya-Region drei Krater auf einmal. Sie verbanden sich schnell zu einem einzigen Vulkankegel, aus dem ein Lavastrom ins Meer floss. Aus einem Nebenkrater schossen Asche und Blitze heraus, aus einem anderen entwich weißer Dampf, wie man ihn bisher nicht gesehen hatte. Ende Juni waren alle Küsten an der Westseite der Insel mit riesigen Mengen von toten Fischen bedeckt, von denen man viele Arten noch nie gekannt hatte. Nordwestlich von Yaiza stiegen mit heftigen Detonationen Rauch und Flammen aus dem Meer empor. Im Oktober und November verstörten neue Eruptionen die Einwohner. Am 25. Dezember fühlte man das stärkste aller Erdbeben, und am 28. Dezember schoss ein Lavastrom aus einem neu entstandenen Kegel, zerstörte ein weiteres Dorf und eine Kapelle bei Yaiza...
An dieser Stelle brechen die chronologischen Notizen des Priesters ab. Andrés Lorenzo Curbelo konnte wahrscheinlich nicht mehr länger im schwer bedrohten Yaiza bleiben, er floh mit vielen anderen Inselbewohnern nach Gran Canaria. Die Eruptionen sollten noch fünf Jahre dauern.
El Golfo
Montana Colorada
Tanz auf dem Vulkan
Casa-Museo
Monumento al Campesino
Playa Blanca
Hotel Las Salinas, Costa Teguise
Fundación César Manrique
Ehemaliges Wohnhaus in Tahíche
Besuch bei César Manrique in seinem Wohnhaus Taro de Tachíche
Von Almut Rother, im Frühjahr 1977
„Seine Gemälde und Skulpturen, seine Ideen in der Landschaftsgestaltung und Architektur haben César Manrique zu einem der bedeutendsten Künstler der Kanarischen Inseln heranreifen lassen, dem auch auf dem internationalen Kunstmarkt große Anerkennung zuteil wird. César Manrique ist ein scharfer Beobachter der Strukturen, Formen und Farben seiner vulkanischen Heimat und schöpft aus seiner Umgebung die gestalterischen Kräfte für seine Ölgemälde, Collagen, Radierungen und Skulpturen. Die Oberflächen seiner Werke sind zerrissen, durchdringen sich, sind erstarrt wie die einst flüssige Lava und tragen ihre Farben.
Seinen Wunsch, inmitten der Lava und mit ihr zu leben, hat er sich selbst im Norden von Arrecife erfüllt. Auf einem dunklen erstarrten Lavastrom baute er sich ein Haus, Taro de Tachíche, ganz nach seinen Vorstellungen. Mit seiner schlichten weißen Eleganz wirkt es, gleich allen Häusern Lanzarotes, wie eine Fata Morgana inmitten des toten Gesteins. Ein kleiner Glockenstuhl begrüßt den Gast am Eingang zu der weiträumigen Anlage. Meisterhaft fügt sich eine Dachkonstruktion in die Formen der umliegenden dunklen Berge ein. Um das Haus schuf Manrique paradiesische Wohngärten mit manchmal sich ins Riesige steigernden Sukkulenten, Feigenbäumen und Blumen. Doch das wahrlich Verblüffende ereignet sich erst im Innern des Hauses! Hier vereinigen sich Natur und künstlerische Gestaltung zur harmonischen Einheit im Kleinen wie im Großen. Auf dem Tisch ist es eine Schale mit Lapilli, in deren Mitte sich eine violette Blume wohlfühlt, da ein durch Meeresbrandung abgerundeter Lavastein von löchriger Oberfläche und grauer Tönung, dort eine Skulptur dunkler blasiger Lava von eigenwilliger Form vor weißem Mauerwerk. Überall prächtig gedeihende Pflanzen! In der Kaminecke stehen typische Tonkrüge von Lanzarote, rötlich, erdfarben, vom offenen Brandfeuer gezeichnet, auf einer Abstellplatte die Versinnbildlichung von Adam und Eva von ungeheurer überwältigender Einfachheit, fast wie Strichmännchen, und gerade deshalb so beeindruckend. Alle diese Arbeiten stammen von Manriques Freund, dem Lanzarotiner Keramiker Juan Brito. Großzügige Fenster geben immer wieder Ausblicke frei auf die Vulkanlandschaft und erinnern an die Bedrohung. So war es Manrique wohl ein großes Bedürfnis, zum Beispiel ein «Zimmer über vulkanischem Grund» zu schaffen, in dem er Zuflucht finden kann. Wir betreten es über einen Gang, an dessen Wänden die zahlreichen Fotos seiner Freunde hängen. Es empfängt uns mit flauschigen Kissen
auf dem Boden, in Farben von Hellblau bis ins tiefdunkle Violett, einige ins Grau übergehend. Die Decke ist mit ähnlichfarbigen, ausgebaucht hängenden, weich fallenden Schleiern bespannt. Der Blick hinaus in die Landschaft ist dieses Mal nicht so freigegeben wie in den anderen Räumen. Das Fenster ist mit den kanarischen Holzschlagläden von innen verschließbar, und selbst wenn diese geöffnet sind, wird der Blick von einer Holzvergitterung festgehalten.
In der Mitte des Wohnzimmers führt eine Wendeltreppe durch ein rundes Loch hinunter in die Tiefe des «Kellergeschosses», in ein durch Gänge miteinander verbundenes System von kugeligen Vulkanhöhlen. Sie stammen von Vulkangasen, die riesige Blasen im glühenden Lavastrom hinterließen und dann zu Höhlen erstarrten. Diese Höhlen mit runden Öffnungen gegen den stahlblauen Himmel, durch die häufiger ein Baum nach oben strebt und allzu grellen Lichteinfall mildert, gestaltete César Manrique zu Lebensräumen, die trotz ihrer Naturbelassenheit menschlich geworden sind. Mit ihnen möchte Manrique gegen die unbedachte Zerstörung der Landschaft durch kommerzielle Zweckbauten mit ihren hässlichen Einheitsgesichtern demonstrieren und gleichzeitig Alternativen aufzeigen. Eine Grotte, in ihrer Ausstattung auch als «weiße Grotte» bezeichnet, ist der Raum des Lichts und soll eine befreiende Atmosphäre vermitteln; die «rote Grotte» erschien ihm wegen ihrer hervorragenden natürlichen Akustik als Musikraum geeignet. In der Abgeschiedenheit der Philodendron-Grotte, in einer Umgebung von Urgestein entstehen in seinem Geiste neue Pläne, während die vorzugsweise mit Gelb ausgestattete Grotte sich als idealer Raum für seine Gäste anbot. Von seinem hellen Atelier blickt der Künstler auf den drohenden erstarrten Lavastrom, doch schon das verzweigte Geäst eines Verode-Strauches im Vordergrund beruhigt, gibt Hoffnung, ist lebensbejahend.
César Manrique ist der Überzeugung, dass er und alle zeitgenössischen Künstler, welche die Harmonie und die Schönheit als ein höheres Stadium einer angeborenen Kultur empfinden, die moralische und ethische Pflicht haben, unsere Umwelt zu retten und alles Negative zu bekämpfen, was dieses Leben und unsere Entwicklung beeinflußt. Er ist damit zu einem engagierten Kämpfer für die Erhaltung der Ursprünglichkeit Lanzarotes geworden, und mit großer Genugtuung können wir feststellen, dass sein Einfluß sich zu bewähren beginnt.“
(zitiert aus Othmar Baumli (Fotos) und Almut Rother (Text): Die Kanarischen Inseln. Trauminseln im Atlantik. Reich Verlag Luzern 1981, S. 153 und 163)
Casa Manrique in Haria
Die letzten Lebensjahre von 1988 bis September 1992
Cueva de los Verdes
Fotos: Alle Fotos wurden von mir mit einer Canon G1X aufgenommen.
Copyright aller Fotografien bei Frank Rother
Lanzarote 3 (im Jahr 2019)